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Eingewöhnung bei der Tagesmutter - die 1. Woche

Ich habe es schon kommen sehen: ein fleckig-rot angelaufenes, Tränen- und Rotz-überströmtes Mamaaaaaa-zeterndes Häufchen Elend von Kind. Doch dann: nichts dergleichen!

Aber von vorne: Zugegebenermaßen befinde ich mich momentan in einem vorübergehenden Schockzustand, denn die Eingewöhnung läuft gut! Wir haben am 28.08. mit der Eingewöhnung begonnen. Die 1. Woche ist bereits vorbei. Am 11.09. geht die Schule wieder los, also beträgt die Zeit, die insgesamt für die Eingewöhnung vorgesehen ist, nur 2 Wochen. Zumindest die Eingewöhnung mit mir. Der beste Mann hat glücklicherweise recht flexible Arbeitszeiten und auch noch Urlaubstage übrig, weshalb er notfalls die Eingewöhnung mit L. weitermachen kann, sollten die 2 Wochen nicht reichen. Ich weiß auch, dass 2 Wochen schon recht knapp bemessen sind für eine Eingewöhnung. Normalerweise rechnet man zwischen 2-4 Wochen, bis ein Kind sich eingewöhnt hat, nach oben hin gibt es keine zeitliche Grenze.

In unserem Fall ist es jedoch so, dass L. die Tagesmutter bereits seit ein paar Monaten kennt. Wir haben uns seit Juni regelmäßig ein Mal pro Woche getroffen, und sind mit ihr und den Tageskindern auf dem Spielplatz gewesen. L. konnte also schon im Voraus Vertrauen zu J., der Tagesmutter, aufbauen. Ich wusste ja bereits im Vorfeld, dass ich zum 11.09. wieder arbeiten muss und hätte gerne auch früher mit der Eingewöhnung begonnen, jedoch darf  J. rechtlich maximal 5 Kinder gleichzeitig betreuen, und die Plätze waren alle belegt bis Ende August.
Montag und Mittwoch war ich mit L. von 9:30-11:30 Uhr bei J. Wir haben gesungen, es gab Freispiel- und Gruppenaktivitäten z.B. alle kneten, alle sortieren, alle spielen Lego, es wird etwas vorgelesen o.Ä. Wie in der Krippe also.

Trennung - die Erste 

Gestern war dann der erste Trennungsversuch. Ich sollte mich um 10:15 Uhr verabschieden und sagen, dass ich jetzt auch arbeiten müsse, und L. dann wieder mittags abholen würde. L. weiß und sagt bereits morgens immer, wenn sich ihr Papa verabschiedet: "De Papa muss abeiten, de kommt heut Abend wieder!" Bei der TaMu J. haben die Kinder das 1. Stockwerk als Spielbereich. Im großen Flur und einem Spielzimmer kann dort gespielt werden, ein Schlafzimmer für die Tageskinder, Bad und die Kinderzimmer vorn J.s Töchtern sind ebenfalls dort. Als ich nun gehen sollte, wollte ich mich von L. an der Haustüre verabschieden, damit sie weiß, dass ich auch wirklich gehe. Sie wollte erstmal oben im Spielbereich bleiben. Dann kam sie aber schließlich doch mit nach Unten zur Haustüre. Ich habe mich verabschiedet, es gab ein Küsschen und kein Gequengel. L. ist einfach wieder spielen gegangen. Ich bin Kaffee trinken gegangen und war völlig perplex, wie einfach sich mein Kind von mir getrennt hat! Ich war bis 11:00 Uhr weg, also 45 Minuten. Jederzeit auf Abruf natürlich, für den Fall, dass L. sich nicht ablenken/beruhigen lassen würde. Das war nicht der Fall. Die TaMu gab mir ein telefonisches Statusupdate, dass L. ganz zufrieden spiele. Sie habe zwar nach mir gefragt, mehrfach, dann aber gespielt. Mit Liedern und Musik ließe sie sich besonders gut ablenken. Das stimmt, denn L. liebt tanzen, singen musizieren <3 Als ich sie abgeholt habe, war L. völlig cool und ich erstmal baff. So einfach hatte ich mir die erste Trennung nicht vorgestellt, zumal L. noch nie fremdbetreut wurde, außer maximal 2 Stunden von meiner Mutter, als ich beim Zahnarzt war. That's it!

Trennung - die Zweite

Weil es so gut lief meinte J., man könne heute mal versuchen, dass ich L. direkt an der Türe abgebe, ohne noch mit hineinzukommen. Das "echte" Szenario also. Gesagt, getan. Heute um 9:30 Uhr: "L., ich gehe jetzt arbeiten, und du spielst schön mit der J. und den Kindern. Ich hole dich heute Mittag wieder ab. Gibst du mir noch ein Küsschen?" L. gibt ein Küsschen, winkt, sagt bye bye und läuft in den Flur hinein. Ausgemacht war 1 Stunde mit Option auf Verlängerung bis 11:00 Uhr, jederzeit auf Abruf natürlich. WhatsApp von J.: "L. Spielt ganz friedlich, 11 Uhr geht auf jeden Fall. Und ich so: ...  völlig platt. Joa. War dann einkaufen und bei DM, kurz daheim, Haushalt etc. und um 11 Uhr habe ich L. wieder abgeholt. 1,5 Std also an Tag 2. Not bad at all! Wenn das so weiter geht sollte es echt gut hinhauen bis 11.09. Ich habe L. dann im Auto gefragt, was sie alles gemacht hat, und sie erzählte vom Schaukelpferd, Lieder singen und dem Obst-Snack. Bin ich froh, dass das Kind reden kann! J. meinte, am Montag könnte sie mal bis nach dem Mittagessen bleiben , sodass ich sie um 12:15 Uhr abhole. Es bleibt also spannend. Eingewöhnung im Eiltempo sozusagen.


Das Kind geht jetzt eigene Wege (Symbolbild;))


Bindung oder nicht Bindung, das ist hier die Frage

Ein bisschen wundere ich mich schon. Ich hatte mir im Vorfeld die größten Sorgen gemacht, ob die Eingewöhnung so klappt, insbesondere in der doch sehr kurzen Zeit. Andererseits kannte L. die TaMu schon. Außerdem liebt sie andere Kinder und freut sich immer, mit Kindern allen Alters zu spielen. Und ist sie schon 26 Monate alt und sehr clever. Sie versteht sehr viel und kann sich zudem auch gut ausdrücken, was die Kommunikation mit ihr doch deutlich erleichtert :) Dennoch frage ich mich irgendwie, ob ich Rückschlüsse auf eine unsichere Bindung zu mir ziehen sollte. Man sagt ja, wenn Kinder sich sehr leicht von ihren Eltern trennen lassen, könne dies auf eine unsichere Bindung zur Bezugsperson (Mutter/Vater) hindeuten. Aber irgendwie kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie eine unsichere Bindung zu mir hat. Ich habe mich eingehend mit Attachment Parenting beschäftigt und versuche immer, auf das Kind und dessen Signale einzugehen. Familienbett, Tragen, "Langzeit"-stillen haben wir alles durch. Es würde mich schon sehr wundern, wenn eine unsichere Bindung zu mir bestünde. Ich glaube eher, dass L. noch ein bisschen überwältigt ist von der ganzen Situation. Bei der TaMu ist alles neu und aufregend, neue Kinder, anderes Spielzeug, neue Bücher und ein anderer Ablauf. Vielleicht braucht L. einfach eine Weile, um dort wirklich anzukommen und richtig zu realisieren, dass Mama jetzt längere Zeit weg ist. Schließlich werde ich bis zu 6 Stunden am Tag nicht bei ihr sein. Das ist schon lange. Wir steigern jetzt einfach die Zeit bei der TaMu kontinuierlich, bis es irgendwann mit Mittagsschlaf dort klappt, also bis 14:30 Uhr habe ich jeweils "gebucht". Es bleibt weiterhin eine spannende Zeit voller Umstellungen für uns alle. Dennoch überwiegt die Zuversicht, oder wie man hier in Bayern so schön sagt: Schau' ma' mal dann seh' ma scho'!

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